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Sellin – weitere Urlauberbetten und kein Ende in Sicht

Auf der Tagesordnung zur 30. Selliner Gemeindevertretersitzung standen im nichtöffentlichen Teil wieder einmal Anträge zum Neubau von zahlreichen weiteren Ferienwohnungen bzw. die Umwandlung von Mietwohnungen in Ferienwohnungen.

In seinem Bericht gab der Bauausschussvorsitzenden Mathias Scheibe im öffentlichen Teil, einen kurzen Überblick über die Entwicklung im Ort. Er nannte einige Beispiele dafür, wie Investoren weiter intensiv in Ferienwohnungen investieren, ohne Details zu nennen. Dieser kleine Überblick zeigte aber die Dimensionen und deren Entwicklung sehr deutlich auf. In der Einwohnerfragestunde griffen wir diese Information auf und fragten, warum die Anträge zum Neubau von Ferienwohnungen bzw. die Umwandlung von Mietwohnungen in Ferienwohnungen nicht im öffentlichen Teil thematisiert werden, um Transparenz zu schaffen. Die Gemeindevertretung hatte den Sozialwohnungsbau oder den Bau von Mietwohnungen doch auch im öffentlichen Teil behandelt und sogar in einem Zeitungsartikel im Großformat öffentlich vorgestellt. Bürgermeister Reinhardt Liedke informierte, dass man sich an Kommunalrecht halten müsse und diese Themen deshalb nicht im öffentlichen Teil behandelt werden dürfen. Einmal mehr zeigte sich die Mehrheit der Gemeindevertreter bei diesem Thema konsequent intransparent. Nur das Thema Neubau und die Umwandlung von Mietwohnungen in Ferienwohnung nicht öffentlich diskutieren – dafür ist das Thema doch zu brisant. Investorenschutz geht natürlich über Transparenz. Der Ausverkauf des Ortes an Investoren nimmt kein Ende und geht ungehemmt weiter.

Im öffentlichen Teil der Sitzung stellte sich zudem der neue Investor für den Kaiserhof am Selliner Hochufer, das Münchner Familienunternehmen Baywobau den Gemeindevertretern und den anwesenden Bürgern vor. Der Projektleiter des Familienunternehmens stellte einige Projekte vor, die das Unternehmen umgesetzt hat, verwies aber auch darauf, dass es noch kein konkretes Nutzungskonzept für den Kaiserhof gibt. Doch bei einer zweistelligen Millionensumme allein zur Hangsicherung um überhaupt Baurecht zu erhalten, ist naheliegend, dass hier kein Dauermietraum entstehen wird. Hier braucht es schon ein neues Renditeobjekt mit dem sich gutes Geld verdienen lässt.

Der öffentliche Raum in Sellin stöhnt seit Jahren über die vielen Urlauber. Die Situation im örtlichen Straßenverkehr ist schon jetzt stellenweise katastrophal. Immer mehr Mietwohnungen im Ortskern verschwinden und werden in Ferienwohnungen umgewandelt. Die Mehrheit der Gemeindevertreter stört das offensichtlich nicht. Sie genehmigen weiter Urlauberbetten, wo immer Investoren es sich wünschen. Wir fragen uns schon lange, wann auch der letzte unser Gemeindevertreter aufwacht und man ernsthaft den Versuch unternimmt, sich dagegen zu wehren. Überall in den Kommunen ist genau das gleiche Vorgehen zu beobachten. Mit dem bisschen sozialen Wohnungsbau geht man bei den Wählern auf Stimmenfang. Der Bau von immer mehr Urlauberbetten wird nie öffentlich thematisiert. Gerade sie verändern das Ortsbild in unseren Gemeinden und Landschaften in unserer Region so nachhaltig. Es braucht unserer Ansicht nach, dringend und sofort ein Bettenmoratorium. Auch möchten wir die Selliner Gemeindevertretung auffordern, zu diesen Themen eine Bürgerversammlung zu veranlassen. Wir fordern eine öffentliche Diskussion in unserer Gemeinde zu dieser Entwicklung.

Wir bleiben weiter an diesen und anderen Themen dran und werden Sie weiter informieren und unsere Haltung darlegen.

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