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Selliner Bürgerinitiative fordert einen Bettenstopp in der Gemeinde!

Die Bürgervereinigung Zukunft Sellin (BvZS) setzt sich seit ihrer Gründung 2018 für mehr Transparenz in kommunalen Entscheidungen und für einen maßvollen Umgang mit dem Tourismus ein. Nun fordert die Initiative einen Bettenstopp in ihrer Gemeinde. Im Ort gibt es mittlerweile ca. 8600 offiziell bekannte Betten bei 2600 Einwohnern. Wir denken, das Ende ist erreicht. Es sind ausreichend touristische Gästebetten vorhanden.

Doch weitere größere Projekte sind bereits im Bau oder geplant, sodass zusätzlich hunderte Betten im Ort hinzukommen könnten. Neben dem Kurhaus, das gerade neu gebaut wird, wird auf dem Grundstück beim ehemaligen „Wolgasthaus“ am Hochufer eine weitere Ferienwohnanlage mit 17 Ferienwohnungen entstehen. Jetzt noch das Projekt Kaiserhof am Hochufer, sowie weitere Großbaustellen in der Wilhelmstraße und Granitzer Straße, die entstehen werden, zeigen die Dringlichkeit für einen solchen Schritt. Wir brauchen keine weiteren Urlauberbetten. Hier wird Wohnraum gebraucht! Wir fragen schon lange, wer soll die vielen Touristen noch betreuen? Es gibt kaum Arbeitskräfte, die hierfür benötigt werden. Zudem wird dadurch die Infrastruktur im Ort noch mehr belastet, die jetzt schon mehr als an ihre Grenzen stößt. Trotzdem werden immer wieder größere Tourismusobjekte genehmigt oder Anträge gestellt, bestehende Mietwohnungen in Ferienwohnungen umzuwandeln.

Das die seit vielen Jahren rechtsgültigen Bebauungspläne den Investoren im Rahmen gesetzlicher Bestimmungen die Schaffung weiterer Urlaubsunterkünfte erlauben, ist das große Problem. Deshalb fordern wir den Selliner Gemeinderat dringend auf, beim Schutz und Erhalt von Wohnraum im Ort, insbesondere im Ortszentrum, endlich aktiv zu werden. Den weiteren Verlust von Wohnraum, sowie die zunehmende Zerstörung unserer Natur – und Kulturlandschaften muss gestoppt werden. Es braucht ein Umdenken in der Gemeindevertretung. Ein weiter so kann und darf es nicht geben. So fordern wir seit der Gemeinderatswahl 2019, z. Bsp. mit Erfolg einen öffentlichen Teil im Bauausschuss. Denn die Beschlussvorlagen aus diesem Ausschuss haben den größten Einfluss auf die Veränderungen im Ort. Schluss mit der Geheimniskrämerei und den undurchsichtigen Immobilien- und Grundstücksdeals! Hier besteht ein öffentliches Interesse, diese Praxis transparent zu diskutieren und die Bürger rechtzeitig und offen zu informieren. Es braucht mehr als kommunale Entwicklungs – und Verkehrskonzepte! Es braucht ein regionales Verständnis für einen maßvollen, naturnahen Tourismus mit entsprechenden Infrastrukturlösungen!

Gemeinsam mit dem Bauausschussvorsitzenden unterbreiteten unsere Gemeindevertreter zudem den Vorschlag, den Bauausschuss dann auch in Bau–, Umwelt- und Naturschutzausschuss umzubenennen, um dessen Einfluss auf diese Themen hervorzuheben. Auch hier mit Erfolg. Der Gemeinderat folgte dieser Argumentation.

Eine Mehrheit von Gemeindevertretern setzt dennoch weiter auf den Ausbau des Tourismus. Neben immer neuen Urlauberbetten soll nun auch der Tourismus auf dem Selliner See ausgebaut werden, indem dort ein Paddeltourangebot geschaffen werden soll. Angeblich wünschen sich das ganz viele Einwohner und Touristen. Hat es dazu mal eine Umfrage gegeben? Dies ist uns nicht bekannt. Schon jetzt ist der See mit dem neuen Hafen und den viele Booten stark befahren, womit der touristische Einfluss auf dieses Biotop verschärft wird. Weiterhin möchte die Gemeinde auch am Südstrand eine Promenade bauen, um attraktiver zu werden. Der Strand und seine Dünen sollten naturbelassen bleiben, um Naturnähe zu erhalten. Wir denken hier, dass weniger mehr ist. Es wird in unserer Region mit Nähe zur Natur geworben. Doch diese ist zunehmend gefährdet, wenn ständig mit neuem Aktiv – und Erlebnistourismus neue Angebote geschaffen werden. Muss jede Ecke zubetoniert und planiert werden? Müssen und wollen die Touristen denn überall bespaßt werden? Wir denken, dass dies nicht der Fall ist. Die Urlauber kommen zu uns, um sich hier vor allem naturnah zu erholen. Und das wollen wir mit unseren Initiativen bewahren.

Zunehmend nehmen nicht nur die Einwohner, sondern auch unsere Gäste den überbordenden Tourismus mit all seinen negativen Folgen war. Das ist nicht unser Verständnis von einem maßvollen Qualitätstourismus.

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