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Wohnraum im Ortskern von Sellin unerwünscht

Die letzte Selliner Gemeindevertretersitzung am 15.12.2020 hatte es nochmal in sich. Nach über zwei Stunden Beratung im öffentlichen Teil waren die zahlreichen Tagesordnungspunkte abgearbeitet. Unsere Bürgervereinigung „Zukunft Sellin“ stellte in dieser Sitzung zwei eigene Anträge. Einen zur Änderung der Geschäftsordnung und den Zweiten zum Schutz von Wohnraum in Sellin. Beide Anträge wurden leider mehrheitlich abgelehnt. Letzterer nur knapp.

Der Antrag auf Schutz von Wohnraum verfolgte das Ziel, dass bestehende Mietwohnungen und Eigentumswohnungen nicht mehr als Ferienwohnungen umgewandelt und genutzt werden dürfen, um Wohnraum im Ortskern zu erhalten. In den letzten Jahren sind hier viele Mietwohnungen in Ferienwohnungen umgewandelt und so dem Mietmarkt entzogen worden. Dies führte, wie auch in anderen touristisch geprägten Gemeinden, zur Verknappung von Wohnraum für die heimische Bevölkerung, sowie zu explodierenden Mieten, die zunehmend schwer zu bezahlen sind. Für erstaunen sorgte eine Äußerung des Bürgermeisters der Gemeinde, der sagte; dass es früher politisches Ziel war, die Wilhelmstraße vorrangig dem Tourismus und den Gästen zur Verfügung zu stellen. Eine bemerkenswerte Aussage die sehr deutlich macht, wer hier für die gewählten Gemeindevertreter Priorität hat!

Die Folgen dieser Strategie sind überall spürbar, denn dadurch wurden den Einwohnern nicht nur die Chance, sondern auch das Recht auf Wohnraum im Ortskern genommen. Ein Prozess der bis heute aktuell nachwirkt. Allein in der Wilhelmstraße gibt es nur noch wenige Mietwohnungen. Die Selliner wurden bewusst aus diesem Bereich gedrängt. Ähnlich sind mittlerweile die Entwicklungen in den unmittelbar angrenzenden Straßen, wo der selbe Vorgang zu beobachten ist und auch hier die Mietwohnungen und somit die Einwohner verschwinden. Von ortsfremden Investoren errichtete Bettenburgen bestimmen zunehmend das Ortsgeschehen. Wird dieser Prozess nicht gestoppt, haben wir hier bald Sylter Verhältnisse. Im Sommer kann man sich dem Ansturm der Touristen kaum entziehen. In den Wintermonaten wirkt der Ortskern wie eine tote Geisterstadt.

Auch heute haben einige Gemeindevertreter noch nicht begriffen, dass nicht nur viele Selliner Bürger, sondern auch viele Rüganer, diese Entwicklungen des ungebremsten Massentourismus ablehnen. Das stört den Selliner Bürgermeister und einige Abgeordnete des Ortes herzlich wenig. Sie setzen auch zukünftig voll auf den weiteren touristischen Ausbau, wobei bereits genug Ferienobjekte im Ort und auf der Insel existieren.

Ein Argument für die Ablehnung dieses Antrages hier war, dass ein solcher Grundsatzbeschluss nicht die Lösung gegen diese Entwicklung sei. B – Pläne und Gestaltungssatzungen sind eher zielführend. Wie diese funktionieren und Einfluss nehmen, zeigte sich in den letzten Jahren nicht nur im Ortskern, sondern auch in den drei neuen Selliner Wohngebieten die errichtet wurden, damit sich hier die Einwohner ihren Traum vom eigenen Haus verwirklichen. In diesen Wohngebieten haben allerdings kaum Selliner gebaut, sondern betreiben Investoren diese Objekte mehrheitlich als Ferienwohnungen. Im „Neuen Weg“ gab es dazu sogar einen richterlichen Beschluss, so dass bekannt ist, dass hier einige Häuser illegal als Ferienobjekte genutzt werden! Auch das sitzen die Gemeindevertreter aus. Diese Ferienwohnungen werden ganz offen vor deren Augen weiterbetrieben.

Auch wenn unsere Anträge abgelehnt wurden, werden wir uns in Zukunft weiter für die Selliner stark machen, um unsere Wahlversprechen einzulösen.

Wir wünschen allen Bürgern von Sellin, unseren Unterstützer und Lesern unserer Beiträge eine schöne, entspannte und besinnliche Weihnachtszeit, einen guten Rutsch und vor allem Gesundheit im neuen Jahr.

Ihre Bürgervereinigung „ Zukunft Sellin“

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